Überfall auf Antifaschisten in der Nordstadt von Hannover

Am Abend des 06.07.2019 kam es in Hannovers Nordstadt zu einem Überfall rechter Fußballfans von Hannover 96 auf einen Antifaschisten. Die drei Angreifer lauerten dem Betroffenen vermummt auf, überraschten und attackierten ihn. Als der Betroffene bereits am Boden lag, schlugen die angreifenden Personen weiter auf ihn ein und sprühten ihm Pfefferspray ins Gesicht. Daraufhin flohen die Schläger mit einem PKW.
Einer der Angreifer ist der seit Jahren bekannte Neonazi Maximilian Meyer. Dieser fiel bereits in der Vergangenheit mehrfach durch Angriffe und Bedrohungen gegenüber antirassistischen und antifaschistischen Personen auf und kann sowohl dem ehemaligen Umfeld der rechten Gruppe „Royal Riot“ wie auch der Führungsriege von „West Hannover“ zugeordnet werden.

Im Zuge der Arbeit der Kampagne „Hannover rechtsaußen“, die seit längerem versucht auf den voranschreitenden Rechtsruck in der aktiven Fanszene von Hannover 96 aufmerksam zu machen und gegen die treibenden rechten Kräfte wie „West Hannover“ vorzugehen, kam es im vergangenen Jahr immer wieder zu Bedrohungen und Angriffen von Seiten der hannoverschen Fußballfans. Diese Angriffe richteten sich größtenteils gegen ehemalige Mitglieder der aktiven Fanszene, die dieser auf Grund des rechten Treibens den Rücken gekehrt haben und deswegen als „Nestbeschmutzer*innen“ angesehen werden. Der perfide Überfall in der Nordstadt war jedoch das erste Mal ein geplanter Angriff auf einen Antifaschisten. Die rechten Fußballfans gingen gezielt vor. Nur so konnten sie eine Einzelperson auf dem Weg zu einer Kneipe überraschen. Dieser Angriff war weder ein Zufall noch eine Affekthandlung. Die Angreifer lauerten dem Betroffenen vermummt, in einer Einfahrt auf, griffen koordiniert an und hatten ihre Flucht bereits organisiert. Ob die rechten Angreifer den Betroffenen zuvor gezielt verfolgten oder einfach in der Nordstadt auf ein potenzielles, nach Antifaschist*in aussehendes Opfer warteten, kann nur spekuliert werden.

Fest steht jedoch, dass die Nordstadt von Hannover ein alternativer und von linken Gruppen geprägter Stadtteil ist. Das wissen auch die rechten Schläger. Erst vor kurzem versuchten Teile der aktiven Fanszene von Hannover 96, angetrieben von rechten Gruppierungen wie „West Hannover“, die Nordstadt unsicher zu machen. Dies konnte glücklicherweise durch eine antifaschistische Intervention verhindert werden.

Dieser Angriff betrifft uns alle. Uns alle die in der Nordstadt leben, arbeiten, Freund*innen besuchen oder unser Feierabendbier trinken. Uns alle, die an diesem Abend den rechten Schlägern hätten zum Opfer fallen können. Uns alle, die sich gegen rechte Strukturen, egal ob im Stadion oder anderswo engagieren! Betroffen ist einer – gemeint sind wir Alle!

Also lasst uns entsprechend gemeinsam antworten!

Hannover – Stockholm: „Zusammen im Gleichschritt“

 

Ultras Nord mit West Hannover Schlauchschal

Im vorliegenden Artikel soll ein kurzer Einblick in die Freundschaft zwischen den Fanszenen von Hannover 96 und AIK Solna aus Stockholm gewährt werden. Dabei liegt der Fokus im Besonderen auf Entwicklungen, die aus unserer Sicht problematisch sind, da sie über den vermeintlich unpolitischen Rahmen einer Fanfreundschaft hinausgehen und gerade dezidiert rechte politische Inhalte ein tragendes Element der aktuellen Beziehungen zwischen Hannover und Stockholm darstellen.

Wie bereits im Artikel „Alles für Bielefeld-Hannover?“ dargelegt, sind Freundschaften unter Fußballfans sehr verbreitet und identitätsstiftend für das jeweilige Selbstverständnis. Neben regionalen und nationalen Verbindungen (in Hannover z.B. zu Bielefeld und Hamburg), suchen sich viele Fanszenen auch Verbündete im (europäischen) Ausland.

Gruppenfoto Hannover- Stockholm

RBH – PT – UN

Erste Kontakte zu Ultras Nord bestanden in etwa ab dem Jahr 2007/2008, vermittelt damals über die enge Freundschaft zwischen den Gruppe Rising Boys Hannover (RBH) und Poptown (PT) aus Hamburg. Die beiden, sich als antirassistisch begreifenden Ultragruppen, pflegten zum damaligen Zeitraum gemeinsam eine enge Verbindung nach Stockholm und zu einer Generation an Menschen bei Ultras Nord, die sich nach und nach zurückzogen. Einige Personen und Kreise schlugen auf beiden Seiten langsam andere Wege ein und so kam es, dass die Kontakte zwischen PT und UN dünner und zwischen RBH und UN nur noch vereinzelt von (Ex-)Mitgliedern gepflegt wurden.

Es muss an dieser Stelle auch erwähnt werden, dass die Szene in Stockholm schon immer sowohl Rechtsradikalen eine Heimat geboten hat, als auch parallel dazu linksorientierte Gruppen in der Kurve koexistierten. Die Fanszene in Stockholm lässt sich somit schon lange als sehr heterogen beschreiben. Als Beispiel sei hierfür die Gruppe ‚Sol Invictus‘ genannt, die unter anderem freundschaftliche Kontakte auch zur (mittlerweile aufgelösten) Ultragruppe Poptown pflegen und mit der dezidiert linken Ultragruppe ‚Biris Norte‘ vom FC Sevilla befreundet sind.

Spätestens seit einer Busfahrt von knapp 50 Personen aus Hannover zum stockholmer Derby gegen Hammarby IF im Jahr 2015, dominiert von einem massiven Anteil rechter Hooligans aus Hannover und Bielefeld, wurde das Verhältnis beider Fanszenen auf ein neues Fundament gestellt. Die Szene in Stockholm und insbesondere die Gruppe Ultras Nord hatte in der Zwischenzeit eine deutliche Entwicklung nach rechtsaußen hinter sich gebracht, die andere Personen in Führungspositionen gebracht hatte. Gleichzeitig hatte in Hannover ein ehemaliges RBH-Mitglied, das nun nach einem Zwischenspiel als Kopf der Hooligangruppe VH-13 (die sich aufgrund der Gefahr nach einem BGH-Urteil als kriminelle Vereinigung eingestuft zu werden 2015 wieder auflöste) eine wichtige Funktion im Umfeld von West Hannover und der hannoverschen Hooliganszene (‚Hooligans Hannover‘) übernahm, die Koordination der freundschaftlichen Beziehung übernommen.

Dieser Koordinator ist kein gänzlich Unbekannter: Da er bereits in den Jahren 2014/15 an Angriffen auf Antifaschist*innen beteiligt war und mit der Gruppe ‚VH-13‘ auch Neonazis wie Maximilian Meyer Zuflucht bot, wurde in seinem damaligen Wohnviertel Nordstadt eine Demonstration abgehalten, um auf diese Strukturen und die potentiell von ihnen ausgehende Gefahr aufmerksam zu machen. Auch wenn es zum damaligen Zeitpunkt kontroverse Diskussionen um Sinn und Zweck dieser Demonstration gab, hat René Kaesler (Spitzname „Der schöne René“) seitdem einiges unternommen, um seinen Ruf als gewalttätiger Anführer ohne Berührungsängste mit Neonazis zu festigen. Er ist in vielen Angelegenheiten Dreh- und Angelpunkt der hannoverschen Hooliganszene sowie weit darüber hinaus und gilt als treibende Kraft hinter dem Ausschluss der antirassistischen Ultragruppe RBH und der anschließenden Spaltung der Fanszene. Unter seiner Führung festigte sich auch West Hannover als bestimmende Ultragruppe in der Kurve, wofür es seinerseits auch keiner offiziellen Mitgliedschaft bedarf.

In einer gänzlichen Abneigung gegen alles was ihm als „zu links“ erschien, hat er den Rechtsruck innerhalb der Fanszene maßgeblich vorangetrieben und fungiert nun als Anführer der ‚Hooligans Hannover‘, die auch einige personelle Überschneidungen mit West Hannover aufweisen.

rechts im Bild Kaesler mit Hannes Morten Meyer, Mitglied von West Hannover und bei den Hooligans Hannover

Kaesler (mit Pullover von Ultras Nord „UN 02“) und daneben Maximilian Meyer, ehemaliges Mitglied von Royal Riot, VH-13 und jetzt bei West Hannover und den Hooligans Hannover aktiv

 

Kaesler (zweiter vorne links) in führender Position beim Fanmarsch zum ersten Heimspiel der letzten Saison gegen Borussia Dortmund

Kaesler als Anführer des Fanmarsches zum Derby gegen Eintracht Braunschweig 2017

Zusammen im Gleichschritt – Gegen den Rest

Ab diesem Punkt, der mit einem gleichzeitigen Machtzuwachs des Personenkreises rund um West Hannover innerhalb der Fanszene zusammenfiel, weiteten sich die Kontakte aus. Regelmäßige Besuche von immer breiteren Teilen der hannoverschen Fanszene in Stockholm gingen einher mit dem Empfang von Schwed*innen in Hannover. Bei einem dieser Besuche brachte Gustav (Spitzname: Plösen), ein Führungskader von Ultras Nord, seine Freundin mit, die sich bei allen als „Eva Braun“ vorstellte.

Links Gustav „Plösen“ mit Hooligan der Firman Boys und einem Buch über den Nazi-Märtyrer Horst Wessel

Gleichzeitig berichtete Gustav, dass er an den Hetzjagden auf Migrierte vor dem Stockholmer Bahnhof beteiligt gewesen wäre und nun „viele Vergewaltigungen verhindert“ hätte. Er ist ein guter Freund von René Kaesler, was gemeinsame Urlaube mit ihren Freundinnen belegen.

links Kaesler und rechts Plösen mit seiner Freundin“Eva Braun“

Auch aus Stockholm konnten bald bis dahin unbekannte Gesichter in Hannover ihren Einstand feiern: Durch eine verbindende Grundhaltung angezogene Hooligans der Firman Boys sind seit etwa 2 Jahren ab und zu in Hannover anzutreffen. Diese zeichnen sich neben ihrer rechtsnationalen Haltung auch durch eine besondere Verehrung des Nationalsozialismus aus, was sie in sozialen Netzwerken gerne zur Schau stellen. Hier werden die Verbindungen zwischen Ultras Nord, den Firman Boys und West Hannover sowie dem Rest der hiesigen Fanszene fließend. Einend wirkt ein „unverkrampfter“ Umgang mit deutscher und europäischer Geschichte, ein stark gewaltorientiertes Verständnis vom Fußballerlebnis und ein mystisch angehauchtes, nordisch-germanisches Selbstbild. Dies belegen zum Beispiel ein Geschenk der Hannoveraner nach Stockholm, T-Shirts mit den Logos beider Vereine und der martialisch-militärischen Aufschrift „Zusammen im Gleichschritt“ oder Tattoos von René Kaesler.

T-Shirt als Geschenk von der hannoverschen Szene zum Geburtstag von Ultras Nord

Kaeslers linkes Bein „Hannover“ in Runenschrift, Rechtes Bein „Stockholm“ in Runenschrift und „Vegvisir“(Wikingerkompass) auf dem Knie

Eine dagegen unverfänglich wirkende Choreo in der Nordkurve aus dem Herbst letzten Jahres unterstreicht den umfassenden Anspruch, den die Freundschaft (mindestens zu Ultras Nord) mittlerweile für die hannoverschen Fanszene (durch das Vereinslogo „als Ganzes“ dargestellt) symbolisiert.

Diverse Fotos und Beiträge in sozialen Netzwerken kommen direkter daher und zeigen deutlich, auf welcher Ebene die hannoversche Fanszene mit ihren Freunden aus Stockholm harmoniert. Besonders tut sich hierbei der User „polarnaspolare“ hervor, der Mitglied der Firman Boys ist und auch ein enges Verhältnis zu Mitgliedern von Ultras Nord und hannoverschen Hooligans und Ultras pflegt.

Rechts im Bild: „polarnaspolare“ , Mitglied der „Firman Boys“

Plösen und Firman Boy Mitglied mit Hitlergruß

Geburtstagsgruß an Hitler: „Sieg Heil alla“

von hinten links nach vorne rechts:
Hannes Morten Meyer, Finn Jäger (beide West Hannover), Kaesler, ein Ultra aus Stockholm und dem Firman Boys Mitglied „polarnaspolaren“

Neben René Kaesler und Mitgliedern von West Hannover ist hierbei auch Marcel Schmiedeskamp zu nennen, ehemaliges Mitglied der rechten Hooligangruppe „Royal Riot“ und aktuell bei den „Hooligans Hannover“, der die Verehrung des Nationalsozialismus in den sozialen Netzwerken teilt. Er interagiert dort auch gerne (aktueller Username bei Instagram: „marcellecram87_223“) unter anderem mit „polarnaspolaren“, lobt dessen Bewunderung des Nationalsozialismus und begrüßt ihn schonmal vorsorglich in „the Reich“.

„See you in the Reich“

Schmiedeskamp (Spitzname „Python“) ist schon lange als Neonazi innerhalb der Fanszene bekannt und trägt mittlerweile seine Gesinnung immer offensiver nach außen. Er hat eine sogenannte „Hagalrune“ auf dem Hals tätowiert, die eine Verbindung von Lebens- und Todesrune darstellt, während des Nationalsozialismus von der SS als Erkennungszeichen der 6. Gebirgsdivision verwendet wurde und auch ein beliebtes Erkennungszeichen von Rechtsextremen ist. Außerdem kleidet er sich gerne mit Modelabels der rechten Szene und tritt in Fankleidung mit der Aufschrift „Unsere Ehre heißt Treue“ in Erscheinung, einer Abwandlung des Wahlspruchs der SS („Meine Ehre heißt Treue“).

Marcel Schmiedeskamp auf einer Zugfahrt mit Hagalrune und Kutte mit SS-Reminiszenz die er deutlich in seiner eigenen „Story“ platzierte.

Im Gegensatz zum Großteil der hannoverschen Fanszene scheut er sich nicht seine faschistoide Weltsicht öffentlich zur Schau zu stellen und bezeichnet auch den Rest der Szene als seine „germanischen Kameraden“.

#meinekameraden

#meinekameraden

Die Verbindung zwischen Kaesler, als bestimmende Figur und Schmiedeskamp, als festen Teil der hannoverschen Fanszene mit ihren Freunden aus Stockholm belegt ein weiteres Mal, wie dicht das rechte bis rechtsextreme Netz von Ultras und Hooligans in Hannover mittlerweile gesponnen ist. Es ist an der Zeit, hier zu intervenieren und deutlich zu machen, wohin sich die Fanszene von Hannover 96 in den letzten Jahren entwickelt hat.

„Was tun gegen Rechts im Stadion?“ – Ausladung der Initiative „Hannover Rechtsaußen“ aufgrund von Drohungen im Vorfeld 

Am 22.03.2019 veranstaltet der Bildungsverein gemeinsam mit der Region und der Landeshauptstadt Hannover, im Rahmen der Internationalen Woche gegen Rassismus die Veranstaltung: „Affenlaute, Sündenbock, „unerwünschter Nachbar“: Der Rassismus im Fußball ist vielfältig“. Neben Trainer Ewald Lienen, der Profi-Fußballerin und Projektinitiatorin Tuğba Tekkal, sowie Frank Schmidt vom Niedersächsischen Fußballverband, war auch unsere Initiative eingeladen, um über rechte Tendenzen in der Fußballszene von Hannover zu diskutieren.

Wie uns heute von den Organisator*innen der Veranstaltung jedoch mitgeteilt wurde, wurden wir als Initiative „Hannover Rechtsaußen“ aufgrund einer sich zuspitzenden Bedrohungslage ausgeladen. Uns wurde berichtet, dass es im Vorfeld der Veranstaltung massive Drohungen gab, da uns ein Podium geboten werden sollte. Auch die Polizei habe den Organisator*innen berichtet, es gäbe Erkenntnisse, dass rechte Fanstrukturen die Veranstaltung angreifen wollen. Die Organisator*innen entschieden daher uns auszuladen und begründeten dies damit, dass der Schutz der eingeladenen Personen nicht gewährleistet werden könne und äußerten größtes Bedauern. Man wolle auf keinen Fall vor „den Rechten einknicken“, doch könne man das Risiko nicht tragen.

Beate Gonitzki vom Bildungsverein zeigte sich „erschrocken“ über die „massive Gegenwehr“ mit der „versucht wird, eine Veranstaltung zu rechten Strömungen im Fußball zu verhindern. Einen besseren Beweis, dass es die so oft verneinten rassistischen und rechten Tendenzen im Stadion gibt, als die Drohungen im Vorfeld der Diskussion“, kann es ihrer Meinung nach nicht geben.

„Dieser Einschätzung können wir uns nur anschließen“, so Hannah Niemeyer, Sprecherin der ausgeladenen Initiative. „Wir haben uns sehr auf die morgige Veranstaltung gefreut und bedauern, dass uns die Möglichkeit genommen wurde über rechte Strukturen im Stadion zu informieren. Wir sind erschrocken, dass es nicht einmal mehr möglich ist im Rahmen einer offiziellen Veranstaltung über ein so wichtiges Thema wie „Strategien gegen rechts“ zu diskutieren. Diese neue Eskalationsstufe bestätigt uns jedoch die Wichtigkeit unserer Arbeit und zeigt wie ernstzunehmend die rechten Entwicklungen im und um das Niedersachsenstadion sind.“, so Niemeyer weiter.

In mehreren Presseartikeln äußerte sowohl die Polizei als auch der Verein, dass es keine rechten Tendenzen in der Hannoverschen Fanszene gäbe (z.B. HAZ vom 24.02.2019: „96-Fans und Linksextreme prügeln sich in der Nordstadt“). Dazu äußert Niemeyer: „Auf unserem Blog versuchen wir seit Monaten auf die rechten Strukturen bei Hannover 96 hinzuweisen. Wir hoffen, dass die neusten Entwicklungen auch die Polizei und den Verein dazu bewegen, ihre offensichtliche Fehleinschätzung zu revidieren, um das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen und in der Fanszene eine Auseinandersetzung mit den problematischen Personen/ Gruppen anzustoßen“.

 

Einschätzung und Richtigstellung der Ereignisse vom Sonntag den 24.2.

Einige Tage im Voraus wurde bekannt, dass die Ultrasszene zum Treffen in der Nordstadt, in der Kneipe „Werners“, vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt aufgerufen hatte. Daraufhin suchten einige engagierte Nordstädter*innen das Gespräch mit der Besitzerin und legten ihr nahe, die Veranstaltung abzusagen, aufgrund des befürchteten Gefahrenpotentials, das von der Gruppe für Anwohner*innen ausgehen könnte. Dabei stellte sich heraus, dass ihr die Brisanz der Lage nicht bewusst war, da die Gruppe sich als „Geburtstagsfrühshoppen“ angemeldet hatte. Unabhängig davon entschlossen sich antifaschistische Nordstädter*innen zu einer Kundgebung aufzurufen, die darauf hinweisen sollte, dass sich in der Gruppe Neonazis befinden und diese in der Nordstadt nicht geduldet werden. Der Aufruf zu der Kundgebung machte schnell die Runde, woraufhin sich das „Werners“ entschloss, am Sonntag die Kneipe nicht zu öffnen und die Gruppe auszuladen.

Am Sonntagmorgen versammelten sich eine Stunde vor dem vereinbarten Treffpunkt der Ultraszene ca. 40 Anwohner*innen mit Transparenten und Fahnen vor der Lutherkirche. Die Polizei war von Anfang an vor Ort und beobachtete die Antifaschist*innen aus einiger Entfernung. Ebenfalls beobachtet wurde die Versammlung von vereinzelten Personen, die klar der Ultraszene zuzuordnen waren. Diese wurden angesprochen und ihnen verdeutlicht, dass Fußballfans grundsätzlich in der Nordstadt willkommen sind, Neonazis jedoch auf keinen Fall. Daraufhin formierte sich eine große Gruppe an der Christuskirche, die schließlich kurz vor 10 Uhr, begleitet von der Polizei, über den Engelbosteler Damm in Richtung Lutherkirche marschierte. Kurz vor der Ankunft vermummten sich die ersten Reihen, zogen sich Schlaghandschuhe an und machten sich für eine Konfrontation bereit. Beim Eintreffen an der Lutherkirche eskalierte die Situation und es kam zu einer kurzen Auseinandersetzung.

Die Polizei, die ganze Zeit vor Ort, verhinderte dies nicht und griff erst im Nachhinein ein, wobei sie sich auf flüchtende Ultras konzentrierte. Innerhalb von 2 Minuten wurde ein Großaufgebot samt Wasserwerfer herbeigekarrt. Aufgrund der sich zuspitzenden Gefahrenlage löste sich die Versammlung auf und zog sich zurück.

Abschließend bleibt zu sagen, dass der Angriff auf die Antifaschist*innen nicht entschlossen und gemeinsam stattgefunden hat, weshalb wir vermuten, dass auch die Vorbereitung und die Entscheidung zu dem Angriff nur von einzelnen Leuten getroffen wurde. Nichtsdestotrotz waren von allen wichtigen Ultragruppen Mitglieder vor Ort, inklusive des aktuellen Vorsängers. Obwohl die Gruppe nicht gemeinsam und entschlossen handelte, lässt uns die Chronologie der Ereignisse doch zu dem Schluss kommen, dass die Gruppe aktiv eine Konfrontation mit Antifaschist*innen in einem links-alternativen Stadtteil suchen wollte.

Erklärung zu den Vorkommnissen am 24.02.2019 in der Nordstadt

Bild

Teile der Fanszene von Hannover 96 hatten vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt zu einem Treffen an der Lutherkirche in der Nordstadt aufgerufen. Die Nordstadt und speziell die unter einem falschen Vorwand angemietete Kneipe „Werners“ waren noch nie gewöhnliche Treffpunkte der hannoverschen Fanszene. Daher lag die Vermutung nahe, dass aufgrund der aktuellen Vorkommnisse (u.a. Benennung von rechten Tendenzen in der Fanszene, Auseinandersetzungen beim Heimspiel gegen Düsseldorf) der Treffpunkt bewusst gewählt wurde, um eine Konfrontation mit Antifaschist_innen zu suchen, die in diesem Stadtteil zahlreich vertreten sind. Da sich auch Gruppierungen wie „West Hannover“ ankündigten, die Rechte in ihren eigenen Reihen dulden und maßgeblich für Angriffe auf Linke verantworlich sind, versammelten sich Antifaschist_innen aus der Nordstadt an der Lutherkirche, um das Treffen zu verhindern.

Als eine Gruppe von 60 zum Teil vermummter Personen eintraf, die größtenteils aus „West Hannover“ und deren Umfeld bestand, kam es zu einer Auseinandersetzung, woraufhin diese sich wieder von ihrem Treffpunkt zurückzogen und anschließend von der Polizei kontrolliert wurden. Dabei wurden etliche Vermummungsgegenstände und Passivbewaffnung sichergestellt.

Die Nordstadt ist ein antifaschistisches Viertel, in dem natürlich zu jeder Zeit Fans von Hannover 96 gerne willkommen sind. Nicht geduldet werden Nazis und alle, die eine Gefahr für Linke und andere Bewohner_innen der Nordstadt darstellen. Dabei ist es vollkommen unerheblich, mit welchen Leuten sie unterwegs sind. „Wer in einer Gruppe von 50-60 Personen, ausgestattet mit Vermummungsmaterial, Zahnschutz und Quarzsandhandschuhen unterwegs ist, der ist einer Konfrontation nicht abgeneigt“ und will nicht einfach nur vor einem Spiel in einer Kneipe sitzen. Daher war die Verhinderung des Treffens wichtig und notwendig.

Pressemitteilung: Rechte Ultras greifen kritische Fans an. Polizei agiert gegen Betroffene.

Bei dem Spiel Hannover 96 gegen Fortuna Düsseldorf am 22.12.2018 kam es zu massiven Angriffen von Teilen der aktiven Fanszene von Hannover 96 auf antifaschistische Fans. Diese verteilten im Rahmen der Kampagne „Hannover Rechtsaussen“ Flyer im Niedersachsenstadion, um auf die besorgniserregenden Entwicklungen innerhalb der Kurve aufmerksam zu machen. Anstatt die Angreifer festzunehmen, überzog die Polizei die Antifaschist*innen mit Repression und nahm diese für mehrere Stunden in Gewahrsam. Damit verhinderten sie aktiv ein antifaschistisches Engagement innerhalb des Stadions und gaben den rechten Fans Rückendeckung.

Seit ca. 2010 ist zu beobachten, dass sich in der Fanszene von Hannover 96 vermehrt Neonazis frei bewegen können, gleichzeitig jedoch Personen ausgeschlossen werden, die sich antirassistisch positionieren und denen eine Nähe zur „Antifa“ nachgesagt wird. Über die Jahre kam es hierbei zu Einschüchterungen und Angriffen durch Personen, die heute zu den Führungspersonen der Ultraszene zählen und größtenteils bei „West Hannover“ organisiert sind. Spätestens mit dem Ausschluss der Gruppe „RBH Ultras“, deren Mitglieder sich größtenteils als links verstehen, hat sich der oft hinter verschlossenen Türen ablaufende Prozess für viele Stadiongänger*innen bemerkbar gemacht.

Aufgrund der beschriebenen Entwicklungen wollte die Kampagne „Hannover Rechtsaussen“ bei dem besagten Spiel Flyer im Bereich vor der Nordkurve verteilen. Der Ort wurde bewusst gewählt, um 96-Fans anzusprechen, die sich mit dem aktuellen Zustand nicht abfinden wollen. Nur wenige Sekunden nachdem die ersten Flyer verteilt wurden, näherten sich vier Personen aus der als rechts einzustufenden Gruppe „West Hannover“ und schlugen unvermittelt eine verteilende Person nieder. Anschließend forderten die Angreifer weitere Verstärkung, um die vermeintlichen „Eindringlinge“ zu vertreiben. Die angreifende Gruppe wuchs schnell auf etwa 50 Personen an, die den Angriff auf die Verteilenden fortsetzten. Glücklicherweise konnten die Angriffe weitgehend abgewehrt werden, sodass es nur zu leichten Verletzungen kam. Nach ca. zwei Minuten beendete die Polizei zwar den Angriff, jedoch nahmen die Beamt*innen nur die Betroffenen in Gewahrsam, während den Angreifenden der Rückzug in die Nordkurve ermöglicht wurde.

Im Zuge dieser einseitigen Maßnahme wurden 35 Personen auf die Waterloo-Polizeiwache gebracht und für mehrere Stunden in Gewahrsam genommen. Alle Personen wurden erkennungsdienstlich behandelt. Dabei mussten sich zwei Frauen ohne nachvollziehbare Gründe nackt ausziehen und durchsuchen lassen.

Rechte Fans von „West Hannover“ machten sich die Ingewahrsamnahme zu Nutze und warteten auf vereinzelt Entlassene, um diese noch einmal körperlich anzugreifen. Dabei kam es zu einem Übergriff auf zwei Personen in einem PKW direkt vor der Waterloo-Polizeiwache. Das Auto wurde von vier Personen mit Steinen beworfen und mit Tritten traktiert, wobei das Auto stark beschädigt  und die Insass*innen leicht verletzt wurden. Auch hier reagierte die Polizei nicht – trotz unmittelbarer Nähe.

In der hannoverschen Fanszene wurden bewusst die Gerüchte verbreitet, es handele sich bei den Flyer verteilenden Personen, um Anhänger*innen von Werder Bremen, die den „Zwinger“ (der Container-Bereich der Fanszene) angriffen. „Diese Gerüchte entbehren jeder Grundlage und dienen lediglich dem Zweck den Übergriff zu rechtfertigen und zu entpolitisieren“, sagt Hannah Niemeyer, eine Sprecherin der Kampagne „Hannover Rechtsaussen“. „Dass bereits das bloße Verteilen von Flyern zu einem Angriff führt, bestätigt nur unsere Vorwürfe, dass rechte Strukturen in der Kurve geduldet und akzeptiert werden. Die Polizei zeigte heute keine Sensibilität für das offensichtliche Problem, sondern stärkte durch ihr Verhalten den rechten Fans den Rücken. Das Verhalten der Polizei, sowie die Angriffe verurteilen wir mit aller Schärfe. Wir werden nicht aufhören uns im Stadion zu engagieren und rechten Strukturen entgegenzutreten“, so Niemeyer.

 

Flyer

FAQ der Kampagne „Hannover Rechtsaußen“

Viele von euch haben wahrscheinlich schon von der Kampagne „Hannover Rechtsaußen“ gehört, sei es durch Diskussionen in Internetforen oder durch unseren öffentlichen Auftritt beim Heimspiel der 96er gegen Hoffenheim. Dort haben wir mit dem Spruchband „Rechte Fans raus aus der Kurve!“ auf die derzeitige Situation in der Fanszene von Hannover 96 aufmerksam gemacht. Da wir nach unserem letzten Stadionbesuch eine Menge positives wie negatives Feedback auf verschiedensten Wegen erhalten haben, möchten wir euch an dieser Stelle erneut über die aktuellen Entwicklungen informieren und uns zu oft gestellten Fragen äußern!

Zunächst eine kleine Erläuterung der Grundsituation: Seit ca. 2010 ist zu beobachten, dass sich in der Fanszene von Hannover 96 vermehrt Neonazis frei bewegen können, gleichzeitig jedoch Personen ausgeschlossen werden, die sich antirassistisch positionieren und denen eine Nähe zur „Antifa“ nachgesagt wird. Über die Jahre kam es hierbei zu Einschüchterungen und Angriffen durch Personen, die heute zu den Führungspersonen der Ultraszene zählen und größtenteils bei „West Hannover“ organisiert sind. Spätestens mit dem Ausschluss der Gruppe „RBH Ultras“, deren Mitglieder sich größtenteils als links verstehen, hat sich der oft hinter verschlossenen Türen ablaufende Prozess für viele Stadiongänger_innen bemerkbar gemacht. Eine detaillierte Darstellung findet ihr weiter unten auf dem Blog. Im Folgenden möchten wir ein paar Fragen beantworten und dabei auch auf die Veröffentlichung des „I-Blocks“ eingehen, der am 09.11.2018 von der Ultraszene verteilt wurde und sich auch auf unsere Kampagne bezieht.

 

Wer seid ihr denn überhaupt? Ihr habt doch gar nichts mit Fußball zu tun…

Die Kampagne setzt sich aus verschiedenen Einzelpersonen und Gruppen zusammen. Bei uns machen Leute mit, die jahrelang aktiv zu 96 gefahren sind, sowie politische Gruppen aus dem antifaschistischen Spektrum. Leider wird unsere Kampagne oft mit dem Argument delegitimiert, dass wir mit 96 nichts zu tun hätten und es uns nicht zustehe, über die Szene zu urteilen und „interne“ Angelegenheiten zu bewerten.Wir können nachvollziehen, dass wir für viele 96er_innen, die sich seit Jahren in der Fanszene betätigen, zunächst wie Störenfriede wirken. Allerdings ändert sich an den Inhalten und Belegen unserer Kampagne nichts, egal ob sie nun von außen hervorgebracht werden oder aus der Fanszene selbst kommen. Des Weiteren kann man unsere „externe“ Position auch in gewissem Maße als Vorteil betrachten, da wir nicht wöchentlich mit den uns als problematisch erscheinenden Gruppen/Personen zu tun haben und wir keine Angst haben müssen, ein Standing in der Fanszene zu verlieren, sobald wir Kritik üben. Das Feedback hat uns gezeigt, dass es viele im Stadion gibt, die unsere Ansichten grundsätzlich teilen, sich aber mit einer Positionierung bedeckt halten. Dies können wir (leider) absolut nachvollziehen, denn sich für unsere Kampagne auszusprechen oder mit uns in Kontakt zu stehen, würde wahrscheinlich für viele das Ende eines entspannten Stadionbesuchs bedeuten. Hier würden wir uns wünschen, dass objektiv über die geäußerten Vorwürfe diskutiert und Position bezogen werden kann, ohne Angst davor haben zu müssen, Konsequenzen zu erleiden.

 

Aber das sind doch alles keine Nazis…

Stimmt! Das haben wir aber auch nie behauptet. Für viele erweckt es den Anschein, als würden wir der kompletten Fan-/Ultraszene einen rechten Stempel aufdrücken wollen. Dem ist natürlich nicht so! Wir wissen, dass es viele nennenswerte Strukturen und Gruppen gibt, die sich für eine Kurve ohne Diskriminierung einsetzen, wie zum Beispiel der Arbeitskreis 96-Fans gegen Rassismus. Leider darf man aber nicht die Augen davor verschließen, dass sich vor allem im Umfeld der Gruppe „West Hannover“ Neonazis bewegen. Personen wie Marcel „Python“ Schmiedeskamp, Philipp „Paule“ Meibaum, Timm Güse und Maximilian Meier tummeln sich seit Jahren ungestört in der Fanszene. Zudem wird auch die Freundschaft von West Hannover zur Neonazihoolgruppierung „Venomous Generation “ aus Bielefeld offen ausgelebt, während im I-Block nur zum Verhältnis zur Fanszene als Ganzes Stellung bezogen wird. Als weiteres Beispiel lassen sich die musikalischen Gehversuche eines bekannten Szenemitglieds nennen, die von YouTube entfernt wurden, weil die mit rassistischen Zuschreibungen gespickte Vergewaltigungshymne gegen diverse Richtlinien verstieß. Auch ist bekannt geworden, dass Personen aus der Szene nicht nur Spenden für die „Identitäre Bewegung“ sammelten, sondern es auch Verbindungen jüngerer Szenemitglieder, die in dieser Atmosphäre beim Fußball sozialisiert werden, zu den „Identitären“ gibt. Wenn dann noch hinzukommt, dass systematisch Personen aus der Szene ausgeschlossen werden, denen eine Nähe zu linken Strukturen nachgesagt wird, dann muss man leider in der Gesamtheit von einem Rechtsruck innerhalb der Fanszene sprechen. Wie gesagt bedeutet dies nicht, dass wir jeder Person rechtes Gedankengut unterstellen! Wir gehen eher davon aus, dass das Gegenteil der Fall ist.

 

Das sind doch alles nur Fußballkonflikte…

Sobald wir den politischen Charakter der Vorgänge in den letzten Jahren betonen, wird jegliche Kritik unsererseits stets mit dem „Argument“ entkräftet, dass alles auf persönliche Konflikte zwischen „der Antifa“ und Einzelpersonen aus der Fanszene zurückzuführen sei. Diese seien entstanden, weil „Ex-BN Leute, die jetzt in der Antifa sind, mit linken Ultras aus Braunschweig und St. Pauli auf einer Soliparty in Bremen und politischen Veranstaltungen waren.“ Diese Geschichte wird auch fast 10 Jahre später noch angeführt wird, um jegliches Handeln gegen Antifaschist_innen zu begründen. Ohne den Partybesuch der Personen von damals zu bewerten, fragen wir uns, wieso es gerade in einem antifaschistischen Rahmen zu Problemen kommt, wenn man sich städteübergreifend vernetzt.   Wieso bekommt ein jetziger Vorsänger keinen Stress, wenn er beim Auswärtsspiel der deutschen Nationalmannschaft in Ungarn zusammen mit Neonazis des FC Lok Leipzig unterwegs ist und „Zick Zack Zigeneurpack“ schreit? Warum können generell bei Auswärtsspielen der Nationalmannschaft alle ihre Vereinszugehörigkeit hinter sich lassen? Wieso kann die hannoversche Ultraszene, um gegen das NPOG zu demonstrieren, auf einer politischen Veranstaltung mit Braunschweiger_innen sein? Das solche Zusammenkünfte nur in linken Kontexten problematisch werden, ist für uns ein Indiz dafür, dass lediglich nach Erklärungen gesucht wird, um Angriffe und das Handeln gegen Linke auf einen Fußballkonflikt reduzieren zu können.

 

Die Kurve regelt das unter sich…

Diese Vorstellung klingt zwar schön, doch leider ist dem nicht so. Um das Jahr 2010 gab es den letzten größeren Versuch der Neonazigruppe „Besseres Hannover“, einen festen Platz in der Hool- und Ultraszene einzunehmen. Dies gelang sogar, die Gruppe „Royal Riot“, in der sich die Neonazis sammelten, hatte einen festen Zaunfahnenplatz in der Kurve, Neonazis mit eindeutigen Tätowierungen fuhren mit ins Trainingslager, wo man zusammen seinen Urlaub verbrachte und gemeinsam für Fotos posierte. Zudem stellten Personen von Royal Riot die Ordner für selbstorganisierte Sonderzüge der Ultraszene Hannover. Die Neonazis hatten also ihren festen Platz in der Szene und es wusste jeder, aus welchen Bezügen diese Leute kommen und wie sie politisch eingestellt sind. Anders als im I-Block erklärt, war es an diesem Punkt jedoch nicht die Ultraszene, die einschritt. Externe Leute verschickten ein Outingdokument an sämtliche Pressestellen und klärten über die Situation auf, wodurch das Thema eine breite Öffentlichkeit erlangte. Aufgrund des öffentlichen Drucks wurden viele Personen von Royal Riot zum Rückzug gezwungen. Einige sind heute wieder da und machen nun dort weiter, wo sie damals aufgehört hatten. Dieses Beispiel liegt zwar ein paar Jahre zurück, zeigt jedoch, dass sich nicht alle Probleme von selbst lösen. Das Argument „Die Kurve regelt das unter sich“ heißt in Wahrheit leider: die Personen, die das größte Gewaltpotenzial haben, setzen ihren Willen durch.

 

Wieso missbraucht ihr den Fußball für eure Politik?

Unser Ziel ist es nicht, den Fußball als Bühne für unsere Politik zu nutzen. Vielmehr sehen wir aktuell die Gefahr, dass Rechte eine günstige Ausgangslage in der Kurve vorfinden und sich in absehbarer Zeit ihren festen Platz erarbeiten, um ihrerseits an politischem Einfluss zu gewinnen. Die momentane Situation in Hannover ist vergleichbar mit anderen Städten, in denen sich die Szenen nach rechts entwickelten, wie beispielsweise in Dortmund (mehr Infos hier oder hier) und nun Neonazis in der Kurve eine Normalität sind. Je später eingegriffen wird, umso schwerer ist es auch, diese Probleme in den Griff zu bekommen.

 

Was ist denn euer Ziel?

Zunächst hoffen wir, in der Fanszene eine Auseinandersetzung mit den problematischen Personen/ Gruppen anstoßen zu können und das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen. Wir wünschen uns, dass die rechten Strukturen in der Kurve nicht geduldet werden, sondern eine aktive Diskussion darüber stattfinden kann. Der Diskurs muss darüber hinausgehen, dass man „keinen Bock hat, mit Nazis in einen Topf geworfen zu werden“ (I-Block) – vielmehr müssen die betreffenden Personen erklären, warum sie dann mit Nazis kooperieren und diese am Fanleben teilhaben lassen. Der autoritäre Ruck, der mit dem Ausschluss diverser langjähriger Gruppen und Personen durch die Fanszene ging, ist ein weiterer Fingerzeig aus welcher Richtung der Wind im Niedersachsenstadion weht und von einer vielbeschworenen bunten Kurve ist man weiter entfernt als je zuvor.

Da Taten bekanntlich mehr wiegen als leere Worte, wäre die einzige ernstzunehmende Konsequenz ein Ausschluss von Neonazis und ihren Unterstützer_innen aus dem Umfeld der 96er Fanszene.

Spruchbandaktion im Niedersachsenstadion: „Rechte Fans raus aus der Kurve“

Am heutigen Dienstag, den 25.09.2018, haben wir beim Bundesligaspiel von Hannover 96 gegen Hoffenheim ein Spruchband mit der Aufschrift „Rechte Fans raus aus der Kurve“ unter „Nazis raus“-Rufen präsentiert und Flyer verteilt. Die Aktion wurde von den, in der Nähe sitzenden Fans, positiv aufgenommen.

Damit wollten wir auf den Rechtsruck innerhalb der aktiven Fanszene von Hannover 96 aufmerksam machen und ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es unbedingt notwendig ist, diesem als Fans von Hannover 96 entgegenzutreten. Rassistische und andere rechte, chauvinistische Positionen dürfen keinen Platz in der hannoverschen Fanszene und Kurve haben.

Als Kampagne „Hannover rechts außen“ haben wir bereits mit zwei Texten auf den Rechtsruck in der aktiven Fanszene von Hannover 96 hingewiesen. Auch in Zukunft werden wir aktiv gegen rechte Entwicklungen in und um das Stadion in Hannover aufmerksam machen.

 

Alles für Bielefeld-Hannover?

Freundschaften und freundschaftliche Kontakte sind unter Fußballfans nichts neues, man besucht sich, unterstützt sich bei den Spielen des jeweiligen Vereins und verbringt Zeit miteinander. In diesem Text soll die Freundschaft zwischen der rechtsoffenen Ultra & Hooligan-Gruppe „West Hannover“, welche der Fanszene von Hannover 96 zuzuordnen ist und der rechten Nachwuchs-Hooligangruppe „Venomous Generation“ (VG) aus Bielefeld beleuchtet werden. Scheint es zuerst wie eine normale Freundschaft zwischen Fußballfans, steckt beim genaueren Hinsehen mehr dahinter.

Mitglieder der Gruppen „Venomous Generation“ und „West Hannover“. vorne rechts: Haug Ole Schubert

„West Hannover“ ist eine der führenden Gruppen in der hannoverschen Fanszene und maßgeblich an der zum Teil gewaltsamen Verdrängung von antirassistischen Menschen aus der Kurve, sowie der aktuellen Umstrukturierung innerhalb der Fanszene, beteiligt.

Maximilian Meier in der Bildmitte

Es gibt zum Teil personelle Überschneidungen zur, nicht mehr in Erscheinung tretenden rechten Hooligangruppe „Royal Riot Hannover“. (Weitere Informationen zur ehemaligen Hooligangruppierung „Royal Riot Hannover“ und ihrer Verbindungen in die Neonaziszene Hannover´s, werden in der vorliegenden Broschüre zusammengefasst)
Hier zu nennen ist u.a. Maximilian Meier aus Barsinghausen. Meier, der schon in der Vergangenheit mehrfach durch Angriffe und Bedrohungen gegenüber antirassistischen und antifaschistischen Menschen auffiel, kann sowohl dem ehemaligen Umfeld von „Royal Riot“ zugeordnet werden als auch zu „West Hannover“. Im Umfeld der Gruppe „West Hannover“ bewegt sich außerdem Marcel Schmiedeskamp, ehemals „Royal Riot“ und mit guten Kontakten zur verbotenen Kameradschaft „Besseres Hannover“.

Die Fangruppe „West Hannover“ beteiligt sich nicht nur am Support im Stadion sondern stellt auch Teile der gewaltbereiten Fanszene, die an sogenannten Dritt-Ort-Auseinandersetzungen teilnimmt. Hierbei stehen ihnen ihre Freunde aus Bielefeld der „VG“ zur Seite. Die „Venomous Generation“ ist eine Nachwuchs-Ultra& Hooligangruppe aus Bielefeld. Auch bei ihr gibt es Überschneidungen in das extrem rechte Milieu. So ist z.B. Haug Ole Schubert aus Bückeburg (ehemals Autonome Nationalisten Bückeburg) Mitglied in der Gruppe und tritt auch offen mit T-Shirts der Gruppe in der Öffentlichkeit auf. Die „VG“ hat große Bezugspunkte in das extrem rechte Milieu. So nahm mindestens 1 Kämpfer unter dem Kampfnamen „Adolf“ am rechten Kampfsportevent „Kampf der Nibelungen“ teil und wurde dort von einer Vielzahl von VG-Mitgliedern und Sympathisant*innen unterstützt.
(Weitere Informationen zum rechten Kampfsportevent Kampf der Nibelungen)

Mitglieder der Venomous Generation mit T-Shirts von „White Rex“ und „Kampf der Nibelungen“

Auffällig ist auch, dass Tragen von extrem rechter Kleidung, die vor allem bei Personen aus dem VG-Spektrum beobachtet werden kann. So posierten Mitglieder der Gruppe mit T-Shirts des „Kampf der Nibelungen“ sowie T-Shirts der extrem rechten Hooligan- und Kampfsportmarke „White Rex“ aus Russland oder T-Shirts der Marke „Thor Steinar“. Zu sehen sind u.a. ein abgewandeltes Hakenkreuz, sowie weitere Motive von „White Rex“.
(Weitere Informationen zur extrem Rechten Marke White Rex)

Mitglieder der Venomous Generation mit T-Shirts des „Kampf der Nibelungen“

Ebenfalls bezeichnend ist, dass eben jene „VG“ bei ihren Dritt-Ort-Auseinandersetzungen mit einheitlichen T-Shirts von „White Rex“ „Ultraviolence“ aufläuft, was noch einmal mehr zeigen sollte, dass sich die komplette Gruppe mit einer rechten Gesinnung schmückt und diese Gesinnung komplett akzeptiert wird.

Nachweislich nahm die „VG“ an dem von „West Hannover“ organisierten Fußball Turnier der hannoverschen Fanszene teil. Dort konnte beobachtet werden, dass mindestens 1 Musikstück der rechten Musikgruppe „Sleipnir“ gespielt wurde. Dies wurde scheinbar von der kompletten Fanszene, die an dem Tag bei dem Turnier versammelt war akzeptiert oder zumindestens geduldet. So konnte das Lied bis zum Ende gespielt werden.

(Uns wurde ein Video von der Situation zugespielt. Wir veröffentlichen hier nur die Tonspur. Zu hören ist das Lied „Wunderbare Jahre“ von Sleipnir auf dem Fußballturnier der hannoverschen Fanszene 2018)

Mitglieder der Venomous Generation beim Fußballturnier der hannoverschen Fanszene 2018

Aber nicht nur zu „West Hannover“ knüpfte die „VG“ Kontakte, sondern auch zu anderen Personen und Gruppen aus der hannoverschen Fanszene. Zu nennen sind hier z.B. Personen um die sogenannte „Sektion Hildesheim“. Im speziellen geht es hierbei um den Neonazi Paule Meibaum. Dieser nahm an mehreren Neonazi Demonstrationen in Niedersachsen u.a. dem Trauermarsch in Bad Nenndorf teil und gehört seit einiger Zeit ebenfalls zur Fanszene von Hannover 96. Meibaum trat auf mehreren Fotos, die in sozialen Netzwerken veröffentlicht wurden zusammen mit Haug-Ole Schubert auf. Dort sieht man ebenfalls deutlich, dass Schubert ein T-Shirt der Neonazi Marke „White Rex“ trägt.

Haug Ole Schubert mit „White Rex“ T-Shirt zusammen mit Paule Maibaum

Ein weiterer Beleg für die extrem rechten Umtriebe der „Venomous Generation“ kann in der Freundschaft zu den „Ultras Debrecen“ geliefert werden. Die „Ultras Debrecen“ aus Ungarn sind ebenfalls im extrem rechten Millieu zu verorten, so drucken sie Aufkleber mit SS-Totenköpfen oder schwenken im Stadion abgewandelte Hakenkreuz-Fahnen. Auch hier pflegt die „VG“ und ihr Umfeld keinerlei Berührungsängste mit offen auftretenden Neonazis und posieren beispielsweise für ein gemeinsames Foto, samt Gruppenfahnen.

Aufkleber der Ultras Debrecen

Ultras Debrecen und Venomous Generation

Schlussendlich bleibt zu sagen, dass die Gruppe „West Hannover“ aktiv und unter Einsatz von körperlicher sowie psychischer Gewalt einen Wandel der Fanszene vorantreibt, in der antirassistische Menschen keinen Platz mehr haben sollen. Rechtsoffenen und teilweise auch klar rechts auftretenden Personen wird hingegen der Zugang zum Stadion ermöglicht oder dieser zumindest nicht mehr aktiv verweigert. Zusammen mit ihren Freunden von der „VG“ schaffen sie ein Klima der Gewalt, in dem sich viele antirassistische und antifaschistische Menschen im Stadion nicht mehr wohlfühlen können.

GEGEN DEN RECHTEN KONSENS IN DER AKTIVEN FANSZENE!

Hannover rechts außen – Gegen den rechten Konsens in der aktiven Fanszene!

Die Fanszene des Vereins Hannover 96 hat sich in den vergangenen Jahren politisch immer weiter nach rechts bewegt. Höhepunkt dieser Entwicklungen war der Stadion-Ausschluss, der sich als antirassistisch begreifenden Ultra-Gruppe „Rising Boys Hannover“ und anderen sich mit ihnen solidarisch zeigenden Gruppen.

Im Folgenden wird versucht einen Überblick über die Entwicklung hin zu einem rechten Konsens innerhalb der aktiven Fan- und Ultraszene von Hannover 96 zu geben. Dabei werden relevante, uns bekannte Ereignisse seit dem Jahr 2010 aufgeführt, um ein möglichst vollständiges Bild einer stetigen, ungestoppten Entwicklung immer weiter nach rechts darzustellen.

Marker einer Entwicklung nach rechts 2010-2017

Im Jahr 2010 etabliert sich die neonazistische Hooligan-Gruppe „Royal Riot (RR)“ im Stadion und der hannoverschen Fanszene. Personelle Überschneidungen zur Neonazi-Gruppe „Besseres Hannover“ (die schlussendlich verboten wurde) bestehen, werden jedoch akzeptiert. Mitglied von „RR“ war unter anderem der neonazistisch auftretende Timm Güse, der nach wie vor eine entscheidende Rolle in der hannoverschen Fanszene spielt. Nach der Offenlegung der Mitgliedschaft von Neonazis bei „RR“, durch antifaschistische Aktivist*innen im Jahr 2011, sieht sich die Fanszene gezwungen „RR“ aus der Fanszene auszuschließen. Damit einhergehend etabliert sich in Teilen der Fanszene bereits das Feindbild der Antifa als „Störenfried“, der die Fanszene angreifen würde.
Im Jahr 2013 zeigen sich die Entwicklungen erstmals in einer neuen Qualität der Gewalt, durch massive körperliche Übergriffe auf antifaschistische 96-Fans, da diese sich mit Fußballfans rivalisierender Vereine in einem antirassistischen Rahmen engagiert und solidarisiert haben. Dieses Engagement zusammen mit Fans „verfeindeter“ Fußballclubs gilt einigen Fans/Ultras/Hooligans als Hochverrat mit der Konsequenz, dass diese „Nestbeschmutzer“ von Teilen der hannoverschen Fanszene zum Abschuss freigegeben werden. Unabhängig vom Geschehen an Spieltagen, folgen mehrere gewalttätige Übergriffe gegen antifaschistische 96-Fans. So zieht eines Abends eine Gruppe von ca. 15 Personen durch die links und migrantisch geprägte Nordstadt und versucht die Kneipe „Nordstadtbraut“ anzugreifen, in der Antifaschist*innen vermutet werden. Linke Zusammenhänge solidarisieren sich daraufhin mit den Betroffenen und das „Feindbild Antifa“ verfestigt sich.

Im weiteren Verlauf gründet sich die Hooligan-Gruppe „VH13“, die sich vor allem aus ehemaligen „RR“- und aktiven „West Hannover“- Mitgliedern rekrutiert.
Im Jahr 2014 kommt es nach linken Demonstrationen gegen die Einheitsfeierlichkeiten zu massiven Angriffen auf Antifaschist*innen, ebenso am nächsten Abend. Im Zuge dessen ereignet sich ein Angriff auf eine politisch aktive junge Frau, bei dem diese so schwer verletzt wird, dass sie mehrere Tage im Krankenhaus verbringen und notoperiert werden muss. Auch im weiteren Verlauf wird immer wieder versucht Antifaschist*innen zu bedrohen und anzugreifen. Wer Opfer der Angriffe wird, scheint zunehmend wahllos. Kriterium ist dabei für lediglich ein vermeintlich linkes Erscheinungsbild. Um auf das Passierte aufmerksam zu machen und die aktuelle Situation zu problematisieren, organisieren antifaschistische Zusammenhänge und linke Gruppen daraufhin eine Demonstration unter dem Motto „Jeder Angriff ist ein Angriff auf uns alle!“. Mehrere hundert Menschen folgen dem Aufruf.
Die Gruppe „VH13“ löst sich im Jahr 2015 präventiv auf, aus Angst verboten zu werden, da sie aufgrund ihrer Teilnahme an so genannten „Dritt-Ort-Auseinandersetzungen“ (Hooligan-Schlägereien) den Tatbestand der kriminellen Vereinigung nach §129 erfüllen.
Es kommt erneut zu einem Angriff auf als Linke identifizierte Personen in der Nordstadt, diese werden dabei von den schwarz-weiß-grünen Sturmhauben tragenden Angreifern als „Antifa-Fotzen“ betitelt. Die Nordstadt gerät immer weiter ins Visier der mittlerweile schon weit nach rechts gerückten hannoverschen Fanszene: So trifft sich diese vor den Heimspielen gegen Werder Bremen und St.Pauli, deren Fanszenen als antifaschistisch gelten, in der Nordstadt. Intern wird zum „Zecken klatschen“ aufgerufen.

Aktuelle Entwicklungen & Ausschluss antirassistischer Gruppen

Im Jahr 2017 wird die Ultra-Gruppe „Rising Boys Hannover (RBH)“ sowie weitere Gruppen von den „Ultras Hannover (UH)“, der Dach-Organisation der hannoverschen Ultras, mit der mehrfachen Androhung von Gewalt aus dem Stadion und allen damit verbundenen Aktivitäten ausgeschlossen.

Dieser Ausschluss wurde und wird mit dem politischen Engagement einzelner Mitglieder der „RBH“ bei linken, antirassistischen Veranstaltungen begründet: So werden einige Mitglieder der Gruppe „RBH“ bei einer im Juni 2017 stattfindenden Gedenkdemonstration für den von der Polizei ermordeten Kurden Halim Dener, andere im Juli 2018 bei den Protesten gegen den in Hamburg stattfindenden G20-Gipfel in Hamburg gesichtet. Dies nehmen Mitglieder der „Ultras Hannover“ zum Grund, um „RBH“-Mitgliedern körperliche Gewalt anzudrohen und diese auch durchzuführen. Die Gruppe „RBH“ entwickelt sich im Zuge dessen schnell zum Feindbild innerhalb der hannoverschen Ultra-Szene, da man dieser nun eine Nähe zu der längst verfeindeten „Antifa“ attestiert. Ein Verbot sich im Stadion aufzuhalten wird ausgesprochen und durchgesetzt.

Die Nähe zu linken Veranstaltungen und Organisationen scheint dabei deswegen ein Problem darzustellen, da die Hegemonie weißer, deutscher Männer und ihrer chauvinistischen Handlungsweisen mit diesen Positionen nicht vereinbar sind.
Als Konsequenz auf die sich überschlagenden Ereignisse und den massiven Rechtsruck innerhalb der hannoverschen Ultra-Szene treten mehrere (Gründungs-)Mitglieder der „Ultras Hannover“ aus der Gruppe aus. Viele bleiben jedoch und positionieren sich damit eindeutig.

Bei den beschriebenen Entwicklungen in der jüngeren Vergangenheit scheint die Haftentlassung des offen neonazistisch auftretenden Ultra-Veterans Timm Güse den entscheidenden Ausschlag gegeben zu haben. Dieser wurde von den „Ultras Hannover“ nach seiner Entlassung im Stadion mit dem Spruchband „Aus dem Versteck – rein ins Geschehen … Willkommen zurück, Timm!“ begrüßt und willkommen geheißen. Kurze Zeit später fiel Güse bereits medial auf, da er beim Trainingslager von Hannover 96 in Österreich den Hitlergruß zeigte und „Fuck, Allah!“ brüllte, wofür er vor kurzen zu einer erneuten Haftstrafe verurteilt wurde. Die hannoversche Fanszene verhielt sich öffentlich bisher nicht zu diesem offensichtlich rechtsradikalen Verhalten einer ihrer Führungspersonen und scheint dieses damit mindestens zu tolerieren.

Im Juli 2018 veranstaltet die hannoversche Ultra-Gruppe „West Hannover“ ein Fußballturnier, an dem die neonazistische Hooligan-Gruppe „Venomous Generation (VG)“ aus Bielefeld sowie deren als Jugend ausgegebenen Untergruppierung „227“ teilnehmen. Die Gruppe „VG“ fiel bereits durch die Mitgliedschaft aktiver Neonazis sowie der Teilnahme einzelner Mitglieder an der Neonazi-Kampfveranstaltung „Kampf der Nibelungen“ auf. Die Zahlenkombination „227“ steht für den Straftatbestand der gefährlichen Körperverletzung mit Todesfolge. Auf dem Turnier von „West Hannover“ wurde außerdem klar als „Rechtsrock“ einzuordnende Neonazi-Musik der Gruppe „Sleipnir“ gespielt, die eine feste Größe in der neonazistischen Musikszene darstellen.

Rechten Umtrieben eine Absage erteilen!

Seit 2010 entwickelt sich die hannoversche Fanszene immer weiter nach rechts. Diese immer offenkundiger werdende Entwicklung wird dabei von den verschiedenen politisch rechts agierenden Gruppen und Einzelpersonen illustriert. Am deutlichsten zeigt sie sich jedoch in der körperlichen Durchsetzung des rechten Konsens gegenüber all denen, die sich in irgendeiner Weise als antirassistisch oder anderweitig fortschrittlich ausmachen lassen.

Der Ausschluss von Gruppen wie „RBH“ aufgrund des politischen Engagements einzelner Personen, ist damit der logische Gipfel eines rechten Konsens in der hannoverschen Ultra-Szene.

Diesem rechten Konsens müssen wir alle gemeinsam eine Absage erteilen!

Gegen rechte Umtriebe im und ums Stadion!

25.07.2018