Einige Tage im Voraus wurde bekannt, dass die Ultrasszene zum Treffen in der Nordstadt, in der Kneipe „Werners“, vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt aufgerufen hatte. Daraufhin suchten einige engagierte Nordstädter*innen das Gespräch mit der Besitzerin und legten ihr nahe, die Veranstaltung abzusagen, aufgrund des befürchteten Gefahrenpotentials, das von der Gruppe für Anwohner*innen ausgehen könnte. Dabei stellte sich heraus, dass ihr die Brisanz der Lage nicht bewusst war, da die Gruppe sich als „Geburtstagsfrühshoppen“ angemeldet hatte. Unabhängig davon entschlossen sich antifaschistische Nordstädter*innen zu einer Kundgebung aufzurufen, die darauf hinweisen sollte, dass sich in der Gruppe Neonazis befinden und diese in der Nordstadt nicht geduldet werden. Der Aufruf zu der Kundgebung machte schnell die Runde, woraufhin sich das „Werners“ entschloss, am Sonntag die Kneipe nicht zu öffnen und die Gruppe auszuladen.
Am Sonntagmorgen versammelten sich eine Stunde vor dem vereinbarten Treffpunkt der Ultraszene ca. 40 Anwohner*innen mit Transparenten und Fahnen vor der Lutherkirche. Die Polizei war von Anfang an vor Ort und beobachtete die Antifaschist*innen aus einiger Entfernung. Ebenfalls beobachtet wurde die Versammlung von vereinzelten Personen, die klar der Ultraszene zuzuordnen waren. Diese wurden angesprochen und ihnen verdeutlicht, dass Fußballfans grundsätzlich in der Nordstadt willkommen sind, Neonazis jedoch auf keinen Fall. Daraufhin formierte sich eine große Gruppe an der Christuskirche, die schließlich kurz vor 10 Uhr, begleitet von der Polizei, über den Engelbosteler Damm in Richtung Lutherkirche marschierte. Kurz vor der Ankunft vermummten sich die ersten Reihen, zogen sich Schlaghandschuhe an und machten sich für eine Konfrontation bereit. Beim Eintreffen an der Lutherkirche eskalierte die Situation und es kam zu einer kurzen Auseinandersetzung.
Die Polizei, die ganze Zeit vor Ort, verhinderte dies nicht und griff erst im Nachhinein ein, wobei sie sich auf flüchtende Ultras konzentrierte. Innerhalb von 2 Minuten wurde ein Großaufgebot samt Wasserwerfer herbeigekarrt. Aufgrund der sich zuspitzenden Gefahrenlage löste sich die Versammlung auf und zog sich zurück.
Abschließend bleibt zu sagen, dass der Angriff auf die Antifaschist*innen nicht entschlossen und gemeinsam stattgefunden hat, weshalb wir vermuten, dass auch die Vorbereitung und die Entscheidung zu dem Angriff nur von einzelnen Leuten getroffen wurde. Nichtsdestotrotz waren von allen wichtigen Ultragruppen Mitglieder vor Ort, inklusive des aktuellen Vorsängers. Obwohl die Gruppe nicht gemeinsam und entschlossen handelte, lässt uns die Chronologie der Ereignisse doch zu dem Schluss kommen, dass die Gruppe aktiv eine Konfrontation mit Antifaschist*innen in einem links-alternativen Stadtteil suchen wollte.